glitched surfaces | mapping resources
Video sculpture, two 4K channels, sound, color, 65-inch monitor in upright position, 50-inch monitor, lying on the floor, 2024
Video-Skulptur, zwei 4K-Kanäle, Ton, Farbe, 65-Zoll-Monitor, hochkant stehend, 50-Zoll-Monitor, am Boden liegend, 2024
Performance: Yvon Chabrowski
Gespräch / Presentation: Marcel Fischer
Video-Skulptur / Video sculpture: Yvon Chabrowski
In glitched surfaces | mapping resources, the fractures and individual components of discarded flat screen monitors become an image. In a performative intervention, I am carefully working on the monitor surface. The liquid crystals that usually make up TV images become visible. Fine lines move fluidly across the screen, at times resembling capillaries, then a river delta, then again a map of the sky. In the viewer’s perception, the moving image alternates between a microscopic image and a map-like overview.
We associate TV screens with documentaries or fictional narratives that can show us things close and familiar, but also distant worlds or new life forms. The fractured monitor images in glitched surfaces | mapping resources also bring to mind historical and analog technologies of image production, such as photography. During industrialization and colonialism, scientific images of regions and bodies were made from a European point of view, defining them as alien. Landscapes and bodies were photographed and categorized in order to extract resources and power, thus constructing a Eurocentric world. How can these imbalances and old hierarchies be changed?
Lying on the floor, the second monitor demonstrates how the focus can be placed back on us: On its screen, we see another discarded monitor that is being disassembled. In a presentation with Marcel Fischer, an expert from a sheltered workshop, we learn how resources from a broken monitor can be extracted and prepared for reuse. People with disablities used to be classified and evaluated through the lens of a science-based European, and particularly German, ideology. Today they are, like Marcel Fisher, experts on the requirements of a global society.
Bruchstellen und einzelne Elemente ausrangierter Flachbildschirme werden in glitched surfaces | mapping resources zum Bild. Vorsichtig bearbeite ich die Bildschirm-Oberfläche. Während dieses performativen Eingriffs werden die Flüssigkristalle, die normalerweise TV-Bilder erzeugen, und nach und nach auch die Beleuchtung dahinter sichtbar. Fließend bewegen sich feine Linien über den Bildschirm. Sie erinnern an Kapillaren, an anderen Stellen an ein verzweigtes Delta, dann wieder an eine Himmelskarte. Das bewegte Bild changiert im Blick zwischen mikroskopischer Aufnahme und Übersichtsbild einer Region.
Mit TV-Monitoren assoziieren wir dokumentarische oder fiktive Erzählungen, die Nahes und Bekanntes, aber auch ferne und neue Welten oder Lebensformen zeigen. Zugleich erinnern die Bruchstellen-Monitorbilder bei glitched surfaces | mapping resources an historische und analoge Technologien der Bildproduktion, u. a. die Fotografie. Während der Industrialisierung und des Kolonialismus wurden wissenschaftliche Bilder von Regionen und Körpern aus europäischer Perspektive gemacht, die diese als fremd bestimmten. Landschaften und Körper wurden fotografiert und kategorisiert, um Ressourcen und Kräfte abzuschöpfen und eine eurozentrierte Welt zu bauen. Wie lassen sich dieses Missverhältnis und alte Hierarchien nun verändern?
Wie der Fokus auf uns gerichtet werden kann, macht der zweite Monitor, der am Boden liegt, deutlich: Hier wird ein weiterer ausrangierter Monitor zerlegt. Marcel Fischer, eine Fachperson der Lichtenberger Werkstätten für behinderte Menschen, erklärt im Gespräch, wie aus einem funktionslosen Monitor Ressourcen gewonnen und für die Wiederverwendung aufbereitet werden können. Personen mit Behinderung wurden aus der Perspektive einer wissenschaftlich begründeten europäischen und vor allem deutschen Ideologie klassifiziert und bewertet. Heute sind sie, wie Marcel Fischer, Expert:innen für die Erfordernisse einer globalen Gesellschaft.
Text: Yvon Chabrowski
Lektorat / Editing: Ursula Brandt
Übersetzung / Translation: Ursula Brandt